Verein zur Förderung der Wirtschaftskompetenz

im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) e.V.

 
 

„Schule bewegt Geld im Sinn der Nachhaltigkeit“

 - oder - Wir gründen eine „Nachhaltige Schulbank“ mit „Nachhaltigen Schülerfirmen“

 

Die Gründung von Firmen, eine eigene Währung und die Existenz eines Geldinstituts sind die klassischen Komponenten eines Wirtschaftsgefüges. In welcher Form können sich diese Komponenten im Rahmen der Bildungsinstitution Schule entwickeln?

 

Gründung von Schülerfirmen

 

Wir befinden uns an der Siebengebirgsschule in Bonn, die mit der Gründung von Schülerfirmen, der Schaffung einer schuleigenen Währung und der Einrichtung einer eigenen Schulbank Elemente eines Wirtschaftsgefüges im Raum Schule abbilden will. Die Firmen werden von Schülerinnen und Schülern gegründet, bewirtschaftet und geleitet. Die Löhne werden in der schuleigenen Währung ausbezahlt. Die Schulbank verwaltet den Geldkreislauf. Im Rahmen des Berufsvorbereitungskonzepts der Schule werden die Schülerinnen und Schüler durch solche Projekte unter praxisnahen Arbeitsbedingungen auf die spätere Berufswelt vorbereitet. Durch möglichst realitätsnahe Modelle und aktive Mitarbeit in betrieblichen Arbeitsbereichen erlangen sie notwendiges Wissen und wichtige Kompetenzen, beispielsweise im Bereich unternehmerisches Denken und Handeln. Bereits ab der 5. Klasse können die Schülerinnen und Schüler der Siebengebirgsschule an den berufsvorbereitenden Schülerfirmen teilnehmen. Im Laufe eines Schülerlebens sollte jeder Schüler einmal in einer Schülerfirma gearbeitet haben. Die Leistung in der Firma wird von den Schülerinnen und Schülern sowie den betreuenden Lehrerinnen und Lehrern regelmäßig analysiert, reflektiert, dokumentiert und zertifiziert. Die Schülerinnen und Schüler erhalten so Einblicke in Wirtschaftskreisläufe und lernen, ökonomisch zu agieren. Dieser handlungsorientierte Ansatz im Zusammenhang der Berufsorientierung an Schulen ist mittlerweile weit verbreitet und hat sich bewährt. Der Siebengebirgsschule ging er nicht weit genug. Um einen möglichst realitätsnahmen Wirtschaftskreislauf abzubilden, ging sie weitere Schritte und baut das Konzept „Schülerfirmen“ aus.

 

Eine eigene Währung und die Gründung einer Bank

Die Schule führte 2013 eine hauseigene Währung, die "SieSchus", ein.

Diese "SieSchus" werden u.a. als Zahlungsmittel für Löhne im Rahmen der geleisteten Arbeit in den Schülerfirmen verwendet.

Sie werden zum Tauschmittel innerhalb des Schulraums und ermöglichenden Schülerinnen und Schülern den Einkauf von Waren und Leistungen.

Wer oder was aber verwaltet dieses Tauschmittel? Diesen Aspekt hat die Siebengebirgsschule in einem bisher einzigartigen Projekt umgesetzt. Sie gründete eine eigene „Schulbank“, die im ersten Schritt die Aufbewahrung, Verwaltung und Ausgabe der „SieSchus“ übernahm.

 

Aufgabenerweiterung der Bank

 

Klassische Banken verwalten jedoch nicht nur Geld. Sie vergeben Kredite und arbeiten mit Zinseinnahmen. Dieser Arbeitsbereich fehlte in der Schulbank. Im Rahmen der 2015 entstandenen Kooperation mit der Initiative BiWiNa e.V. (Bildung, Wirtschaft, Nachhaltigkeit) - Initiative zur Förderung der Wirtschaft im Sinne der Nachhaltigkeit, wurde das bisherige Aufgabenprofil der Bank deshalb um den Bereich der Kreditvergabe erweitert. Nun ist die Schulbank in der Lage, bereits existierenden Schülerfirmen und Neugründern Kredite zu gewähren, damit diese notwendige Investitionen tätigen können.

 

Kreditvergabe

 

Im Zusammenhang mit dieser Innovation stellt sich jedoch sofort die Frage: Unter welchen Bedingungen und nach welchen Kriterien sollten Kredite vergeben werden?

Als „Schule der Zukunft“ konzentriert sich die Siebengebirgsschule in vielen Bereichen des Schulalltags bereits stark auf die Umsetzung nachhaltiger Konzepte gemäß des UNESCO-Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (kurz BNE). Da liegt es früher oder später nahe, auch die Arbeit der Schülerfirmen und insbesondere der Schulbank langfristig an nachhaltigen Aspekten auszurichten. Angelehnt an die voranschreitende Umstellung innerhalb realer Unternehmen auf nachhaltigere Prozesse, die durch die aktuelle Debatte im Bereich des nachhaltigen und verantwortungsbewussten Wirtschaftens ausgelöst und vorangetrieben wird, sollen nun auch die Schülerfirmen entsprechende Entwicklungsschritte durchlaufen.

Im besonderen Fokus dieses Prozesses steht die Transformation der Schulbank in eine nachhaltige Schulbank. Eine nachhaltige Schulbank definiert im Kern drei Charakteristika: die bewusste und verantwortungsvolle Verwendung der anvertrauten Finanzmittel, gelebte Werte, wie Ehrlichkeit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit, sowie die gleichberechtigte Berücksichtigung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher (d.h. politische, kulturelle) und ökologischer Aspekte. Auf diese Weise kann die Bank durch die Wahl der Kriterien zur Kreditvergabe wesentlich dazu beitragen, dass die Schülerfirmen ihre bisherigen Arbeitsweisen überdenken und nachhaltigeren Werten anpassen.

 

Prozess der Umwandlung in Kooperation mit BiWiNa

 

Ein solcher Transformationsprozess erfordert Zeit und eine gezielte inhaltliche Begleitung. So entstand 2017 in Kooperation mit der Initiative BiWiNa e.V. die Idee für das Projekt "Gründung und Ausbau einer Nachhaltigen Schulbank“ mit dem Schwerpunkt „Überführung der Schülerfirmen in nachhaltige Schülerfirmen“. Das durch die "Stiftung für Umwelt und Entwicklung NRW" geförderte Projekt soll zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms in Deutschland mit der Zielsetzung einer strukturellen Verankerung der Bildung für nachhaltige Entwicklung beitragen. Das Projekt ist in zweierlei Hinsicht innovativ. Zum einen ist die Idee der "Nachhaltigen Schulbank" in Schule neu und setzt damit neue Inhalte. Andererseits ist der methodische Ansatz bei der Kooperation beachtenswert. Ausgehend von bereits vorhandenen Elementen in der Schule soll im im Sinne des „whole institutional approach“ BNE in einem „Bottom-up-Prozess“ sowohl inhaltlich als auch methodisch im System verankert werden. Der Umstand einer umfassenden Beteiligung aller in der Schule involvierten Personen an diesem Projekt, soll die Implementierung des Bildungskonzeptes BNE dauerhaft ermöglichen - auch - über das aktuelle Schuljahr hinaus.

Im Laufe der nächsten zwei Jahre werden daher Workshops für die Erarbeitung eines nachhaltigen Kriterienkatalogs, unterstützt durch Akteure aus der realen Wirtschaft, durchgeführt. Anschließend kann die Implementierung der Kriterien in die Entscheidungsprozesse der Schulbank sowie der Schülerfirmen erfolgen. Idealerweise glückt so langfristig eine Umwandlung des schulinternen Wirtschaftssystems in ein rundum nachhaltiges System.



 

 


Projektförderung (2017-2019) durch die "Stiftung Umwelt und Entwicklung, NRW"