Verein zur Förderung der Wirtschaftskompetenz

im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) e.V.

 
 


2.5 Genetische Vielfalt des Saatgutes

Bis 2020 die genetische Vielfalt von Saatgut, Kulturpflanzen sowie Nutz- und Haustieren und ihren wildlebenden Artverwandten bewahren, unter anderem durch gut verwaltete und diversifizierte Saatgut- und Pflanzenbanken auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, und den Zugang zu den Vorteilen aus der Nutzung der genetischen Ressourcen und des damit verbundenen traditionellen Wissens sowie die ausgewogene und gerechte Aufteilung dieser Vorteile fördern, wie auf internationaler Ebene vereinbart.


Bezüglich der Artenvielfalt sind massive Rückgänge der Arten des Grünlandes (Wiesen und Weiden) festgestellt worden. Auch die Arten, die zwischen den Feldfrüchten wachsen und in der Umgangssprache als Unkräuter bezeichnet werden, sind ebenfalls zurückgegangen. Der Ackerrandstreifen dient als Korridor für Wildpflanzen. Dieser erfährt einen kontinuierlichen Rückbau und reduziert somit das Nahrungsangebot für Vögel und Insekten.

Eine Alternative zur Steigerung der Biodiversität in der Landschaft ist die Beibehaltung dieser  Ackerrandstreifen. Sie werden weder gepflügt, gesät, gedüngt noch mit Herbiziden und Insektiziden gespritzt. Ein Programm zur Förderung der Ackerrandstreifen wurde in den 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ins Leben gerufen. Es gab eine Kofinanzierung durch die EU. Das Programm war leider nicht erfolgreich.

Zum Schutz von Gewässern wurden in einigen Bundesländern Gewässerrandstreifen eingeführt. Das bedeutet, dass ein Streifen von 10 m außerorts und 5 m innerorts zum Gewässer nicht bearbeitet werden darf. Damit werden vor allem Einträge von Düngemitteln und aber auch von Boden aufgrund von Erosion reduziert. Diese Streifen tragen auch zur Biodiversität bei.

Die Anzahl der Sorten der Kulturarten, die in Deutschland angebaut werden, ist relativ gering. Zwar gibt es z.B. etwa 400 verschiedene Weizensorten, in Wahrheit werden aber nicht mehr als ein Dutzend großflächig angebaut.

Eine Maßnahme zur Bewahrung der genetischen Vielfalt sind die Genbanken. Bereits 1943 wurde eine Sammlung von Nutzpflanzen für die Landwirtschaft und den Gartenbau sowie auch für weitere gefährdete Arten in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) angelegt. Das Ziel der Genbank ist genetisches Material vor dem Verschwinden zu bewahren.

Die Genbank ist heute Teil des Leibniz-Institutes für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben und beherbergt die zentrale Kulturpflanzengenbank Deutschlands. Dort sind mehr als 150.000 Saat- und Pflanzgutmuster von über 3.000 Nutzpflanzenarten und nahezu 800 Pflanzengattungen in Kühlhäusern sowie durch Nachbau erhalten. Das Genmaterial kann auch bei der Züchtung von neuen Sorten eingesetzt werden.

Von den Flächen, die konventionell landwirtschaftlich genutzt werden, darf man keinen bedeutsamen Beitrag für die Erhaltung der Artenvielfalt erwarten.

Genbank für Nutzpflanzen, Link: https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/genbank-734

Ein anderer Aspekt der Industrialisierung der Landwirtschaft bzw. der Änderung der Nutzungsform des Bodens ist der Verlust an Biodiversität.

Der Film „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ (93 min., 2019) von Jan Haft , im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung, schildert auf eindrucksvolle Weise die Bedeutung der Wiese für die Biodiversität und die Folgen der Vernichtung durch die Transformation in Ackerland bzw. der Steigerung der Nutzungsintensität.

Hauptaussagen des Filmes: Seit 1990 sind rund 600.000 Hektar Grünland in Ackerland umgewandelt worden. Die Gründe dafür waren vor allem ökonomischer Natur. Der Anbau von Getreide ist rentabler als eine Wiese. Aber auch Veränderungen in der Tierhaltung machen die konventionelle Wiese unattraktiv. Ein weiterer Grund ist die Produktion von Mais für die Befüllung von Biogasanlagen für die Erzeugung von Biogas. Die Agrarpolitik hat allerdings dieser Entwicklung einen Riegel vorgeschoben.

Es gibt in Deutschland noch 4,7 Mio. ha Grünland.

Die Reduktion der Biodiversität in Deutschland hat dramatische Dimensionen angenommen.

Link: https://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/bedrohte-biodiversitaet-weltweit-ursachen-und-loesungsansaetze/

Der Einsatz von Pestiziden ist ein weiterer Faktor für die Reduktion der Biodiversität. In Deutschland sind 285 Wirkstoffe zugelassen und werden in 872 verschiedenen Mitteln eingesetzt. Es werden jährlich etwa 40.000 t an Pestiziden angewandt, allerdings nicht alle in der Landwirtschaft.

In Deutschland erleben wir eine Situation, die durchaus als absurd bezeichnet werden könnte. Die Regierung empfiehlt über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) den Bauern in vielen ärmeren Länder der Erde in der Broschüre aus dem Jahre 2015 „Was ist eine nachhaltige Landwirtschaft? Die Einführung einer nachhaltigen Landwirtschaft.“ Aber hier zulande wird anders entschieden und gehandelt!

Bei einem Vergleich der Empfehlungen der GIZ für ärmere Länder und der Realität in Deutschland ist festzuhalten, dass es ein großes Defizit gibt. Schon bei der Betrachtung des Zustandes der Biodiversität (beim SDG 15 Leben an Land wird auf das Thema tiefer eingegangen) muss festgestellt werden, dass in Deutschland in allen untersuchten Regionen weit über 30% der Fluginsekten – sowohl Artenzahl als auch Biomasse – zurückgegangen sind. Als Gründe nennen die Fachleute vor allem die Steigerung der Nutzungsintensität der Böden.

Die Herausforderung besteht in der Umlenkung von der aktuellen Situation in Richtung Nachhaltigkeit. Ein kurzfristiger Wandel ist nicht realistisch. Es ist notwendig, dass eine anspruchsvolle Strategie im Dialog mit allen Beteiligten entwickelt wird.

Hier müssen Bauern, Verarbeitungsindustrie, Händler und Zwischenhändler, Kunden und Politik und Verwaltung einbezogen werden.

Die Ziele 2.a, b und c beziehen sich vor allem auf internationale Zusammenarbeit, um Technologien zu entwickeln und Genbanken einzurichten. Agrarsubventionen sollen abgeschafft werden. Handel mit Nahrungsmitteln soll erleichtert werden, um Engpässe und Preisschwankungen zu reduzieren.

Herausforderungen für Deutschland bezüglich SDG 2

Deutsche Nachhaltigkeits-Strategie für 2030:

Status der Umweltziele (2017)


(Bitte zum Vergrößern auf die Grafik klicken)

Legende:


(Bitte zum Vergrößern auf die Grafik klicken)

Bei einer Betrachtung der Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung mit Bezug zur Landwirtschaft sind an mehreren Stellen Defizite zu verzeichnen. Die gravierendsten sind bei der Biodiversität und Nitratbelastung des Grundwassers sowie auch beim Schwund der Familienbetriebe auszumachen. Die Belastung der Ost- und Nordsee mit Nitrat ist bedenklich, sowie auch die Belastung der Gewässer mit Phosphat.

Die Belastung von Gewässern wird beim SDG 14 – „Leben unter Wasser“ – behandelt.

SDG 2 hat eine Serie von Herausforderungen an Deutschland.

Die Ernährung muss gesünder werden. Nicht im Sinne der Qualität der Lebensmittel, sondern viel mehr bezüglich der Ernährung der Bevölkerung, um Übergewicht bis Adipositas und weitere Krankheiten, die mit einer falschen Ernährung verbunden sind, zu vermeiden.

Ein weiteres Thema ist die sehr hohe Bewirtschaftungsintensität. Das Pflügen von Grünland und die hohen Düngergaben auf Acker und Grünland haben dazu beigetragen, dass die Biodiversität in Deutschland stark eingeschränkt ist.

Auch die Belastung des Grundwassers mit Nitrat wird zunehmend ein Problem.

Aus sozialer Sicht müssen die Arbeits- und Wohnverhältnisse von Leiharbeitern und saisonalen Kräften besser kontrolliert und bei Bedarf die gesetzlichen Bestimmungen durchgesetzt werden.

Unterziel 2.a Die Investitionen in die ländliche Infrastruktur, die Agrarforschung und landwirtschaftliche Beratungsdienste, die Technologieentwicklung sowie Genbanken für Pflanzen und Nutztiere erhöhen, unter anderem durch verstärkte internationale Zusammenarbeit, um die landwirtschaftliche Produktionskapazität in den Entwicklungsländern und insbesondere den am wenigsten entwickelten Ländern zu verbessern

Unterziel 2.b Handelsbeschränkungen und -verzerrungen auf den globalen Agrarmärkten korrigieren und verhindern, unter anderem durch die parallele Abschaffung aller Formen von Agrarexportsubventionen und aller Exportmaßnahmen mit gleicher Wirkung im Einklang mit dem Mandat der Doha-Entwicklungsrunde

Unterziel 2.c Maßnahmen zur Gewährleistung des reibungslosen Funktionierens der Märkte für Nahrungsmittelrohstoffe und ihre Derivate ergreifen und den raschen Zugang zu Marktinformationen, unter anderem über Nahrungsmittelreserven, erleichtern, um zur Begrenzung der extremen Schwankungen der Nahrungsmittelpreise beizutragen


In den letzten Jahren hat sich die solidarische Landwirtschaft gut entwickelt. Bis 2020 gab es 11 Gemeinschaften, organisiert als Genossenschaft mit mehr als 4.000 Empfänger der Produkte.

Solidarische Landwirtschaft, Link: https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite

https://www.hna.de/lokales/witzenhausen/witzenhausen-ort44473/werra-meissner-wirtschaftsfoerderung-plant-enge-zusammenarbeit-mit-kollektiv-90184237.html