Verein zur Förderung der Wirtschaftskompetenz

im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) e.V.

 
 


11.1 Bis 2030 den Zugang zu angemessenem, sicherem und bezahlbarem Wohnraum und zur Grundversorgung für alle sicherstellen und Slums sanieren

Kommunen sind mehr als Wohn- und Versorgungsorte, sie sind soziale Systeme, die sich ständig verändern und von der Gesellschaft im Allgemeinen geprägt werden. Andererseits werden die Menschen durch ihre Umgebung ebenfalls geprägt, erleben ihre natürliche Umwelt, Bildung, Betreuung, Mobilität und Kultur, kurz das gesamte Spektrum von Erfahrungen durch ihr kommunales Umfeld.

Dies stellt für Kommunalpolitiker und Städteplaner eine besondere Herausforderung dar.

Rückblick: Bereits vor fast 100 Jahren wurde in der Soziologischen Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ von Marie Jahoda, Hans Zeisel und Paul Lazarsfeld (1933) eindrucksvoll beschrieben (1), wie plötzliche Massenarbeitslosigkeit nicht nur zu Armut und Krankheit in den Familien führte, sondern in einer bis dahin funktionierenden urbanen Gemeinschaft das gesamte gesellschaftliche Leben zum Erliegen brachte. Parallelen zu heutigen Krisenzeiten mit Job- und Einkommensverlust, sozialer Isolation und psychischen Erkrankungen sind überdeutlich, wenn auch in Deutschland durch die bestehenden Sozialsysteme zumindest existenzsichernd Hilfe geleistet werden kann.

(Lernempfehlung: Die ersten 20 min. des Videos Die Arbeitslosen von Marienthal ,Gesamtdauer 52:05 min.)

Inzwischen sind diese Erkenntnisse durch zahlreiche Studien in aller Welt bestätigt worden, so dass sowohl die Lokale Agenda 21, als auch das SDG 11 auf einer wissenschaftlichen Basis begründet werden konnten.  

Die Frage, wie eine Stadt oder ein Dorf in Deutschland gestaltet sein sollte, um als lebenswert zu gelten, hängt in erster Linie von den Werten, Erfahrungen und Auffassungen der Befragten ab. Daher können die Antworten kontrovers ausfallen.

Plötzliche Ereignisse können dazu führen, dass der Begriff „lebenswert“ für die Zukunft völlig neu betrachtet werden muss, wie die Hochwasserkatastrophe 2021 gezeigt hat. Daher hat „lebenswert“ auch sehr viel mit „zukunftsfähig“ zu tun.

Zudem haben jede und jeder Einfluss auf die eigene Lebensumwelt – ob durch Beteiligung an demokratischen Entscheidungsprozessen oder eigene Aktivitäten in verschiedenen Handlungsfeldern. 


Um diese Komplexität zu erfassen, kann man sich folgende Frage stellen:

Wie soll mein Wohnort „lebenswerter“ werden, was wird gebraucht? 

Finde Beispiele, die für Menschen

- unterschiedlicher Altersgruppen,

- mit geringem Einkommen,

- verschiedener Nationalitäten, Kulturen und Religionen,

- mit eingeschränkter Gesundheit, Mobilität oder Sinneswahrnehmungen

wünschenswert sind.


Um diese Thematik zu vertiefen oder im Unterricht zu behandeln, werden bereits interessante Materialien vom Umweltbundesamt unter

Wie wollen wir leben? Bildungsmaterial zur Stadt der Zukunft | Umweltbundesamt

zur Verfügung gestellt. 

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1 = Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit. Hirzel, Leipzig 1933. Erste Neuauflage: Allensbach 1960; als Buch erschienen im Verlag Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-518-10769-0